Siebtes Kapitel - Ausdruck und Emotionen

Wie dem einen oder anderen freien Schreiberling aufgefallen sein dürfte, gibt es eine sehr starke Verbindung zwischen der eigenen Psyche und dem, was man gerade schreibt. Ich will es hier eher kurz halten, denn eine solche Verbindung ist ganz wunderbar. Wenn du traurig bist, dann schaffst du es traurige Szenerien mit einer frostigen Kälte zu bekleiden...wie zu ein weißen Krankenhauszimmer mit weißen Betten, dem traurig leisen Fiepen eines EKG-Geräts usw. Je nach Stimmung, die du selbst in dir hast, schaffst du es besser oder schlechter eine Szenerie zu beschreiben. Eigenes Empfinden ist nichts anderes als ein guter Katalysator. Und es ist eine hohe Kunst, auch mit richtig guter Laune eine traurige Szene zu beschreiben. Das kann man aber lernen. Aber gleichzeitig sollte man sich nicht so sehr hineinsteigern, dass man wegen einer traurigen Szene anschließt nicht mehr glücklich werden kann. Wenn ich einen Streit oder eine traurige Szene beschreibe, dann greife ich zwar immer auf Emotionen und Erinnerungen zurück, um der Szene ein authentisches Leben zu geben, aber in meinem Hinterkopf steht immer ein Gedanke. Im Endeffekt will ich mich ja darüber freuen, dass ich die Szene so authentisch wie möglich gestalten konnte. Das heißt, es ist in diesem Kontext nicht falsch sich über eine traurige Szene zu ergötzen.

Aber zurück zum Gestalten von Geschichten, denn auch der Aufbau im Sinne von ästhetischem Blickwinkel ist wichtig, wenn du den Leser binden willst. Leerzeichen, Satzzeichen und Absätze können da manchmal Wunder wirken. Und über diese Macht sind wir uns in unserer medialen Gesellschaft mit WhatsApp, Facebook und Twitter...einer Welt, in der wir mehr Schriftgut produzieren, als jemals zuvor...durchaus unterbewusst im Klaren. 

Beginnen wir mit den Satzzeichen und wozu man sie am besten nutzen kann.

Der einfache Punkt:

- er dient hauptsächlich dazu einen Satz, eine Beschreibung, eine wörtliche Rede etc. zu beenden. Dabei soll er den Leser kaum irgendwo beeinflussen, außer ihm zu vermitteln, dass der Satz nun zu Ende geht.

 

Das Ausrufezeichen:

- im Gegensatz zum Punkt, bringt ein Ausrufezeichen schon mal eine gewisse Stärke mit sich, da es meist in geladenen Situation verwendet wird und die Intensität einer Sache ausdrücken soll. In folgenden Situation kann man es daher gut verwenden: beim Streiten, beim energetischen Beschreiben einer Situation oder um etwas Unumstößliches zu markieren, z.B. Er hatte seine Meinung klar und deutlich vertreten!

 

Die drei Punkte...

- feste Sache, wenn sie bei WhatsApp kommen, dann steht immer was im Hintergrund. ein Vorwurf, eine Forderung oder im harmlosen Fall nur eine ausführlichere Situation als beschrieben. Diese drei Punkte kennen wir alle und jeder wird insgeheim zugeben, dass sie ihn auch schon mal provoziert haben. Fiese Dinger aber auch...:D Sie eigenen sich gut dafür, um den Leser weiterdenken zu lassen. Eine Beschreibung spinnt er dann in seinem Kopf weiter. Auch der deutsche Dramatiker hat sich dieses Prinzip zu Nutze gemacht, denn er wollte, dass seine Zuschauer mitdenken sollen. Wenn sie auslösen, dass man denkt, dann verbindet man sich selbst mit der Geschichte, findet sich in ihr ein und findet sie dadurch umso besser. 

 

Das Fragezeichen:

Nun die Funktion eines Fragezeichens sollte allgemein bekannt sein... aber man muss nicht immer die Fragen offensichtlich stellen...mal rhetorische Fragen machen eine Geschichte oder ein lyrisches Werk ansprechend. Und in Kombination mit einem Ausrufezeichen lassen sich auch prima Emotionen wie Zorn, Verblüffung oder Ironie verdeutlichen. "Wie bitte?!" 

 

Doppelpunkt und Semikolon:

Doppelpunkte braucht man nicht nur in der wörtlichen Rede, sonder kann man auch prima nutzen, um einen Teil in einer Geschichte vom Rest abzutrennen. Zum Beispiel wenn man einen Raum ausführlicher beschreiben möchte, aber man nicht einfach drauflos schreiben will, weil es den Fluss der Erzählung stören würde. Hier ein Beispiel: "Die Protagonisten hoben die Köpfe und erstarrten von dem, was sie sahen: Der Raum war mittelgroß und überall, zwischen den abgetrennte Schweineleibern, lagen..."

Das Semikolon kann in ähnlichem Zusammenhang genutzt werden, aber ich persönlich nutze es eher, wenn ich einen Sinnteil eines Satzes vom Rest abspalten will, damit die Worte einen ganz neuen Zusammenhang bekommen, der Satz aber auch in der Ursprungshaltung weiter einen Sinn ergibt. Hier ebenso ein Beispiel.

"Keiner will mit mir zwanghaft Zeit verbringen." Er grinste.

Doch ich will; mich eigentlich umdrehen, doch seine Schönheit hindert mich daran."

 

Es mag euch vielleicht jetzt komplizierte erscheinen, dieses ganze Spiel mit den Satzzeichen, doch auch hier ist es Übung, Übung, Übung. Und meistens setzt man die Satzzeichen, dann doch ganz intuitiv und erreicht gerade dadurch den gewünschten Effekt. Es ist alles Kopfsache und Bauchgefühl. Nicht verzagen!

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Greta (Montag, 02 Januar 2023 22:47)

    Liebe Emma, ich bin gerade auf deinen Blog gestoßen (frag nicht wie) und jetzt denke ich an dich und vermisse dich! Wird das öffentlich angezeigt? Ich weiß es nicht.
    Deine Greta.. die sich oft daran erinnert wie sie mit dir Drachen gespielt hat.